Urwaldschutzprojekt in Paraguay braucht Eure Hilfe: Pro Cosara

Nach dem Beben in Chile (Sonstiges)

Muckiveco, Donnerstag, 20. Mai 2010, 17:36 (vor 5092 Tagen)

Hallo Südamerika Fahrer,

nach dem Erdbeben am 27.02.2010 in Chile erreichte uns jetzt ein Bericht von Freunden aus dieser Region. Diesen wollen wir ungekürzt wiedergeben.

E-Mail vom 08.05.2010
mehr als 2 Monate ist es nun her seit der Katastrophe in Chile. Generell ist das Leben hier auf stand by. Im nächsten Ort, Curanipe sieht es schon recht aufgeräumt aus. Die Tsunami Schäden sind gesäubert und viele leere Plätze sind aufgetaucht. Die Menschen sprechen nur über das, was passierte und „was ist“ und „was es wohl wird“. Ein Teil von uns wünscht sich die alten Bilder zurück, will das alte Stadtbild wieder auftauchen sehen aber die Wirklichkeit ist anders.Viele Leute gingen weg von hier, um anderswo mit Familie oder Freunden zu leben. Wir haben die Orte nie zuvor so menschenleer und voller Stagnation gesehen. Wir machten in Orten, die vom Beben und Tsunami heimgesucht wurden Clownbesuche. Wir fuhren die Küste nach Norden vorbei an Orten, die wir von „zuvor“ kannten. Am schlimmsten war sicher Constitucion. Die Stadt ist viel grösser als Pelluhue, die Tsunamiwellen erreichten bis über 12 m Höhe und lief über 8 km den breiten Fluss an dem die Stadt liegt hoch. Wir fuhren durch die betroffenen Stadtteile und fanden es erneut unglaublich, konnten den Horror nicht begreifen und uns nicht vorstellen was passierte. Wir trafen den Chef der Armee um unsere Besuche in den Notlagern und im Waisenhaus zu koordinieren. Die Soldaten waren nett und gut gelaunt, was uns positiv überraschte. Die Zusammenarbeit wurde etwas chaotisch – aber das ist gerade das Leben hier ist Chaos! Im größeren Hüttenlager baute die Armee über 150 einfache Holzhütten zu je ca. 15 qm Größe. Kein Ofen, kein Wasser, kein Strom innen. Wasser gibt es nur an Verteilertanks an zentralen Punkten. Kalte Duschen und Toiletten werden von allen benutzt. Kleine Räume für viele Leute. Soziale Spannungen sind schnell da. Verschiedene soziale Gruppen müssen hier zusammenleben – die Armen und die der Mittelklasse – und das ist schwierig. Von Anfang an werden wir von einer Kindermenge begleitet, was sich bis zum Ende nicht ändert. Einige von ihnen sind so unglaublich dreckig! Wir hören so viele Geschichten, die meisten erzählen vom Tsunami und Verlust. Viele Leute freuen sich über unseren Besuch, da sie lachen können, daß sie erzählen können was ihnen passierte. Es gibt keine psychologische Hilfe für diese Menschen, unglaublich. All diese Menschen haben ihr Vertrauen in die Elemente verloren: die Erde bebte, das Wasser flutete hoch, manche hatten Feuer im Haus, andere sind fast ertrunken und hatten zu wenig Luft. Was gibt Vertrauen, wenn nicht die Elemente? Viele wurden sogar von anderen Menschen ausgeraubt – die Menschen also auch nicht.
Es ist schockierend zu sehen, wie Sachspenden wichtiger zu sein scheinen als „nicht materielle Hilfe“. Als wir arbeiten, kommt eine Sachspende an und der Fokus ist woanders…am Ende sind es „wieder“ Kleidungsstücke und viele davon werden weggeworfen…. Wir sehen, dass die Menschen von einander genervt sind, es gibt Streit, sie beginnen sich um die Spenden zu streiten und zu lügen. Wir sehen Traurigkeit, Depression, Angst vor neuen Beben, Enttäuschung, Desolation. Die Menschen wissen, dass sie hier für viele Monate zusammen leben müssen. Es gibt auch Dankbarkeit am Leben zu sein und Spenden und unseren Besuch erhalten zu haben. Wir haben einen tiefen Einblick in diese Katastrophe bekommen und sind dankbar, das Leben kann sich schnell ändern. In uns selbst tauchen viele Fragen auf: Konnten wir den Leuten wirklich helfen? Wie können / werden wir Geld verdienen? Wo ist das Licht in dieser Düsternis? Die Nachbeben wurden weniger. Wir können es kaum in Worten beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn die Erde sich bewegt. Wenn es passiert, gibt es sofort eine unmittelbare Verbindung zwischen der Erde und unserem Herz. Meistens wird es von einem großen Angstgefühl und großer Aufmerksamkeit begleitet, manchmal von Überraschung. Sind die Nachbeben gefährlich? Wir haben uns daran gewöhnt…kein Witz…die Erde bebt um die 4 mal am Tag zwischen Richter 4 und 6.4

Wir haben begonnen viel über unsere Mutter Erde nachzudenken. Sie zu spüren, mit ihr zu reden, wir sind sehr empfindlich dafür geworden. Momentan sind wir in Tubul, ein kleines Fischerdorf ca. 120 km südlich von Conception, wo der Tsunami voll ins Dorf raste. Wir besuchen die Menschen in ihren dürftigen Notbehausungen, die sie sich aus Abfall selbst gebaut haben. Die Soldaten sind mit den Holzhütten noch nicht fertig….die Szenerie erinnert an indische Slums…Dreck, Gestank und Chaos. Die Clowns werden sehr willkommen aufgenommen, die Leute freuen sich, Spiel entsteht, Gespräche über das Leid beginnen, man will uns nicht mehr gehen lassen……

Allseits gute Fahrt - Muckiveco


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